Die Norm DIN 1946 Teil 4 bezieht sich auf die Planung, den Bau, die Abnahme und den Betrieb von raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) in Gebäuden und Räumen des Gesundheitswesens, in denen medizinische Untersuchungen, Behandlungen und Eingriffe an Personen durchgeführt werden. Sie gilt auch für Räume, die durch Türen, Flure usw. direkt damit in Verbindung stehen, sowie für logistische Funktionsstellen, wie beispielsweise Krankenhäuser, Tageskliniken, Arztpraxen (Eingriffsräume), ambulante Operationszentren/-einrichtungen, Dialysezentren sowie Einrichtungen für die Herstellung von Arzneimitteln oder die Aufbereitung von Medizinprodukten (ZSVA / Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung, früher als „Zentralsterilisationen“ bezeichnet).
Diese Norm gilt allerdings nur, wenn die RLT-Anlagen nach dieser Norm geplant, gebaut und abgenommen wurden.
Wie die Vorgaben im Detail bezüglich des Anlagenaufbaus sowie der Inbetriebnahme gemäß der Norm DIN 1946-4 aussehen, sind in einem weiteren Beitrag beschrieben -> Link.
Raumklassen
Räume im Anwendungsbereich der Norm sind in die folgenden drei Raumklassen unterteilt:
- Raumklasse 1a
- Operationsraum mit einem Schutzbereich, der durch turbulenzarmer Verdrängungsströmung erreicht wird
- Raumklasse 1b
- Operationsraum mit turbulenter Verdünnungsströmung (ohne definierten Schutzbereich um den OP-Tisch)
- Raumklasse 2
- sonstige Räume im Anwendungsbereich dieser Norm, die mechanisch be- und entlüftet werden aber nicht der Raumklasse 1 zugeordnet werden)
Abfuhr von Verunreinigungen
Die schnelle und wirksame Abfuhr von Stoffen durch die Lüftungstechnik ist besonders im Operationsraum wichtig, um eine Verkeimung der Raumluft zu vermeiden. Die folgenden Verunreinigungen der Raumluft kommen währende einer Operation vor:
- Chirurgische Rauchgase (eng.: surgical smoke)
- es handelt sich um eine Mischung vielfältiger gasförmiger/dampfförmiger, flüssiger und fester Substanzen
- diese weisen diverse Gefahrstoff-Eigenschaften auf
- Pyrolyse-Produkte
- Entstehen durch OP-Eingriffe (insbesondere Laser- oder elektrochirurgische Verfahren)
- Bestehend aus (unter anderem):
- Kohlenmonoxid
- Formaldehyd
- Blausäure
- Feinstaub
- biologisch aktive Bestandteile
- (vitale) Tumor-Zellen / sonstige Zellen
- Viren
Turbulenzarme Verdrängungsströmung – TAV (Raumklasse 1a)
Die TAV ist eine Strömungsform in der Lüftungstechnik, die nach DIN EN ISO 14644-1 zertifiziert ist und mindestens die Anforderungen der Filterklasse H-13 (HEPA) erfüllt. Bei dieser Technologie wird gefilterte Zuluft unidirektional in vertikaler Richtung über TAV-Auslässe in den Schutzbereich, wie beispielsweise den Operationsraum, die Rüstzone oder die Anatomie/Pathologie, eingebracht. Dabei entsteht ein Schutzbereich unterhalb der Zuluftströmung.
Die TAV ist in Operationsräumen der Raumklasse 1a zu installieren. Hier handelt es sich um Operationsräume mit den höchsten Hygiene-Ansprüchen für aufwändige Operationen. Diese verfügen über dem Operationstisch über einen sogenannten TAV-Luft-Durchlass. Die Definition lautet nach der DIN 1946 Teil 4:
DIN 1946 Teil 4 – Satz 3.1.24
(Der TAV-Auslass ist ein) Deckendurchlass in einem Operationsraum/einer Rüstzone der Raumklasse Ia, in welchem die Zuluft Schwebstofffilter passiert und über einen anschließenden Laminarisator eine turbulenzarme Verdrängungsströmung (TAV) erzeugt.
Vorgaben für die Einhaltung von Schutzzielen
Für die Einhaltung der Schutzziele in einem Krankenhaus oder sonstigen Gebäuden des Gesundheitswesens gibt es für die folgenden Bereiche Vorgaben:
- Klimaanforderungen: Die Vorgaben für die Klimabedingungen innerhalb eines Gebäudes, einschließlich der minimale und maximale Temperatur und Feuchtigkeit.
- Maximaler Anlagenschalldruckpegel: Die höchste Schallenergie, die von einer Anlage oder Maschine abgestrahlt werden darf, ohne dass es zu einer Gefährdung für Mensch oder Umwelt kommt.
- Materialkonzept: Die Auswahl und spezifischen Anforderungen an Materialien für die Konstruktion von Wänden, Böden, Decken und anderen Bauteilen innerhalb eines Gebäudes.
- Betriebseinrichtungen: Die Einrichtungen, die für den reibungslosen Betrieb eines Gebäudes erforderlich sind, wie beispielsweise Lüftungs- und Klimaanlagen, Stromversorgung und Sanitärinstallationen.
- Leistungsdefinitionen: Die spezifischen Leistungsanforderungen an ein Gebäude oder eine Anlage, einschließlich Energieverbrauch, Kapazität und Betriebszeiten.
- Energiekonzept: Die Überlegungen und Entscheidungen, die den Energieverbrauch und die Energieeffizienz eines Gebäudes betreffen.
- Gebäudeautomation: Die Automatisierung von Prozessen innerhalb eines Gebäudes, einschließlich Steuerung von Licht, Heizung und Klimatisierung sowie Überwachung von Sicherheit und Alarmanlagen.
- Messkonzept: Die Überlegungen und Entscheidungen, die den Umgang mit Messdaten innerhalb eines Gebäudes betreffen, einschließlich Auswahl von Messgeräten und Datenerfassung.
- Regelungskonzept: Die Überlegungen und Entscheidungen, die den Einsatz von Regelungssystemen innerhalb eines Gebäudes betreffen, einschließlich Auswahl von Regelungsstrategien und Reglertypen.
- Sicherheits- und Umweltschutzhandbuch: Ein Handbuch, das Anforderungen und Verfahren für den Schutz von Mensch und Umwelt beschreibt, einschließlich Hinweise zur Vermeidung von Gefahren und Schutzmaßnahmen bei Notfällen.
- Prüfkonzept: Ein Dokument, das die Überlegungen und Entscheidungen beschreibt, die für die Durchführung von Prüfungen und Überwachungen innerhalb eines Gebäudes oder einer Anlage erforderlich sind, einschließlich Auswahl von Prüfverfahren und Prüfintervallen.
- Brandschutzkonzept: Ein Dokument, das die Überlegungen und Entscheidungen beschreibt, die für den Schutz vor Brandgefahren innerhalb eines Gebäudes oder einer Anlage erforderlich sind. Es beinhaltet die Festlegung der Brandabschnitte, die Bestimmung der Rettungswege, die Planung der Entrauchung und Evakuierung.
- Entsorgungskonzept: Ein Dokument, das die Überlegungen und Entscheidungen beschreibt, die für die sichere und umweltgerechte Entsorgung von Abfällen innerhalb eines Gebäudes oder einer Anlage erforderlich sind. Es beinhaltet die Auswahl von Entsorgungsverfahren und -anlagen sowie die Umsetzung von Regelungen zur Abfallbeseitigung.